Stehende Ovationen in der Festhalle Finnentrop
Das bekannte Bühnenstück „Avanti! Avanti!“ forderte die Lachmuskeln der Besucher am Donnerstag Abend in der Festhalle in Finnentrop heraus. Man nehme dieses hübsche Stück mit allerlei tollen, verrückten und teils irren Sperenzchen, organisiert sich dazu ein starkes Schauspielerensemble, das auch singen kann, baue inhaltlich passgenau allerlei bekannte wie beliebte Schlager der 1960er- Jahre ein und serviere damit gekonnt und einladend italienisches Sommerflair und lustvolle Liebeswirren. Daraus ergab sich eine fast dreistündige Bühnenshow, die gute Unterhaltung mit bestens aufgelegten Schauspielern bot.
Schon die Story an sich ist kurios. Der amerikanische Geschäftsmann Alexander „Sandy“ Ben Clairborn (Stuart Sumner) will mit seiner Frau in Rom die Leiche des bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Vaters heimholen. Dabei lernt er die lebenslustige Alison Ames (Stefanie Hertel) kennen, die wiederum ihre verstorbene Mutter nach London überführen will. Das Problem: Im chaotischen Italien sind beide Leichen verschwunden. Nachdem der vertrottelte Botschaftsmitarbeiter John Wesley (Alexander Milz) nichts zuwege bringt, muss Sandy länger bleiben als geplant. Seine hysterische wie herrschsüchtige Frau Diana (Rebecca-Lara Müller) reist indes keifend und von Rom gelangweilt ab.
Nachdem sich herausstellt, dass Sandys Vater mit seiner heimlichen Geliebten verstarb und es sich dabei ausgerechnet um Alisons Mutter handelt, nimmt das Chaos seinen Lauf. Ins Geschehen greift der schwule Gigolo Baldassare „Baldo“ Pantaleone (Sascha Hödl) ein und drängt sich auch körperlich auf: Baldo ist Römer, Lebenskünstler und macht sich genauso eifrig wie tuntig an Sandy heran, der seinerseits nach der Abreise seiner Frau allmählich vom spießigen Amerikaner zum südländischen Bonvivant avanciert, in Rom bleibt und sich mit Alison einlässt, aber auch auf die Avancen Baldos eingeht. Sandy wird zum Dandy.
Es entwickelt sich allmählich ein flotter Dreier mit frivolen Flirts und einer Endlosschleife an frischbrünftigem Gebalze. Als am Schluss die Ehefrau Diana nach Rom kommt, um ihren Mann abzuholen, kehrt dieser zwar zurück, doch das flotte Trio aus Sandy, Alison und Baldo schwört sich ewige Liebe: Sie wollen künftig heimlich einen Monat pro Jahr in Rom im gleichen Hotel miteinander verbringen. So hatten es auch Sandys Vater und Alisons Mutter praktiziert.
Neben den bekannten Schauspielern Stuart Sumner und Sascha Hödl brillierte vor allem der bekannte TV-Star Stefanie Hertel in einer der Hauptrollen – nicht nur mit ihrem bekannten Gesang sondern nun auch als Schauspielerin.
Das Publikum fühlte sich durch die passgenauen Schlager aus den 1960er Jahren teilweise in die Musikfilme jenes Jahrzehnts zurückversetzt, wobei der modernisierende Kontrapunkt in der offenen Darstellung der Homo- und Bisexualität bestand. So wurde bei zahlreichen Liedern wie „Marina“, „Zwei kleine Italiener“, „That’s amore“ oder „Let’s twist again“ manchmal hörbar mitgesummt und mitgesungen. Bei der Zugabe, einem 20-minütigen Medley, bei dem die Schauspieler sich noch einmal austobten – hielt es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen und bedankte sich mit Standing Ovations.
© Fotos: Kulturgemeinde Finnentrop